Einspruch: Fälschung!

70 Jahre Kriegsbeginn: Als ein Volk die Welt überfiel? Das Ganze gewürzt mit einer Fotomontage.

Wissen „Spiegel”-Leser mehr oder glauben sie alles? „Der Krieg der Deutschen“ sei es also gewesen, erfuhr man zum großen Jahrestag. Eine glatte Unwahrheit. Um die damalige Haltung „der Deutschen“ zu erfassen, kann man zum Beispiel auf das Buch „Sechs Jahre lang“ zurückgreifen. Mine Corinth, Schauspielerin und Tochter des Malers Lovis Corinth, schrieb diesen 1949 erschienenen autobiografischen „Roman einer deutschen Frau im Kriege“. Das Unheil kommt wie eine Naturkatastrophe: „Der Krieg war da.“ (Will man die Ohnmacht nachfühlen, möge man sich an einer kleineren Übung versuchen und den Bundeswehreinsatz in Afghanistan beenden! Das scheint selbst in einer Demokratie und ohne Feuersturm – den Mine Corinth 1943 in Hamburg überlebt hat – nicht möglich zu sein.)

Wer es weniger romanesk liebt, kann in den Tagebüchern des hellwachen Schriftstellers Jochen Klepper unter „1. September 1939, Freitag“ lesen, „dass die Berliner heute gar so ernst und still waren und es zu patriotischen Kundgebungen nicht kam”. 2. September 1939: „Die Menschen sind abgehetzt und bedrückt.“ Und so weiter.

Hochkonjunktur – auch im „Spiegel” – hat bei der derzeitigen medialen Vergröberung ein Mehrzweckbild, das dem sowjetischen Fotografen Dimitri Baltermants zugeschrieben wird. Es soll auf der Krim entstanden sein und wird meist auf das Jahr 1942, gelegentlich auf 1941 oder 1944 datiert. Offizielle Entstehungsgeschichte: „Baltermants konnte 1967 die Negative wiedererlangen und die tragische Atmosphäre dieser Szenerie wieder herstellen. Nachdem er auch die Mängel auf dem Originalfilm beseitigt hatte, fügte er noch einen kontrastreichen Wolkenhimmel hinzu, den er von einem anderen Negativ kopiert hat.” Die Fotoredaktion der „Welt am Sonntag” schrieb 1989 einem kritischen Leser: „Das Foto entstand 1917 … Russen gegen Russen im Bürgerkrieg."


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