Nach vier Jahren Meinungsbildung: Hadersdorfer Bürgermeister eröffnet „Gedenkstätte“

Nach vier Jahren „ausführlicher Meinungsbildung und dem Beschluss im Gemeinderat“ hat der Bürgermeister von Hadersdorf am Kamp, Bernd TOMS, die Einweihung einer „Gedenkstätte“ für die 61 Opfer des damaligen SS-Massakers angekündigt. Auch Christine PAZDERKA vom Verein „Gedenkstätte – Hadersdorf am Kamp“ - sie ist die Tochter eines damals Ermordeten - lädt für den 5. April ein: Am Hauptplatz des Ortes wird mit Literatur, Musik und einer Installation an die Opfer erinnert.

Verein nicht eingebunden
„Nein, wir waren in die Planung der 'Gedenkstätte' nicht eingebunden“, winkt Christine PAZDERKA ab und warnt vor allzu großen Erwartungen, was die angekündigte Einweihung einer „Gedenkstätte“ betrifft. Die an sie ergangene Einladung sei „sehr allgemein gehalten und lässt nicht den geringsten Rückschluss darauf zu, dass es sich dabei um Opfer des NS-Regimes handelt“ so die Obfrau des Vereins.

Gedenkfeier mit Kulturprogramm
Zur Erinnerung an die Opfer der „Kremser Hasenjagd“ und des SS-Massakers von Hadersdorf am Kamp lädt der Verein am 5. April um 14.00 Uhr auf den Hauptplatz. Dabei wird es zur Uraufführung der „Hadersdorflieder“ durch Angelika SACHER & Klaus BERGMAIER kommen, die Texte dazu entstammen einem Literaturwettbewerb. Aus einem noch unveröffentlichten Roman lesen die Autoren Erich HACKL und Robert STREIBEL, und zur Auseinandersetzung mit Erinnerung im öffentlichen Raum lädt eine Installation der Künstlergruppe GoF unter dem Titel „...über Hasen, Henker und Heuchler“ ein.
Johanna DOHNAL, die Grande Dame der Österreichischen Frauenpolitik, wird an der Veranstaltung teilnehmen, über die Bundespräsident Dr. Heinz FISCHER den Ehrenschutz übernommen hat.

„Gedenkstätte“ am Friedhof
Um die von der Hadersdorfer Gemeindevertretung geschaffene „Gedenkstätte“ zu besichtigen, werden die TeilnehmerInnen der Gedenkveranstaltung zum Abschluss denselben Fußweg nehmen müssen, wie 1945 die später 61 Ermordeten. Die trieb die SS vom Hauptplatz zum abgelegenen Friedhof, wo sich nun die „Gedenkstätte“ befinden wird. Bürgermeister Bernd TOMS war stets erklärter Gegner eines zentralen Standortes für die „Gedenkstätte“. 2006 ließ er ein anlässlich einer Gedenkveranstaltung errichtetes provisorisches Mahnmal demontieren und die zur Erinnerung mit Schulkreide auf das Straßenpflaster geschriebenen Namen der Opfer des Massenmordes von der Feuerwehrjugend weg waschen.

Hintergrund
Am 7. April 1945 wurden in der Gemeinde Hadersdorf am Kamp 61 Antifaschisten und Widerstandskämpfer von einer SS-Einheit, unter Beihilfe Hadersdorfer NSDAP-Führer, erschossen. Sie waren Opfer der so genannten Kremser-Hasenjagd, einem blutigen Gemetzel, initiiert von NS-Treuen, nachdem der Leiter der Männerstrafanstalt Stein, Dr. Franz Kodré, unter dem Eindruck des bevorstehenden Kriegsendes, die politisch Inhaftierten entlassen hatte. Der von Angehörigen der Opfer gegründete Verein "Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp" bemüht sich seit 2005 um die Errichtung einer Gedenkstätte im Ort. Die virtuelle Gedenkstätte im Internet http://www.gedenkstaette-hadersdorf.at enthält eine umfangreiche Dokumentation der Ereignisse.

Termin
Einladung zum Gedenken
In Erinnerung an die 386 Opfer der „Kremser Hasenjagd“ und des SS-Massakers von Hadersdorf am Kamp

5. April 2009 - 14:00 Uhr
Hadersdorf am Kamp / Hauptplatz

http://www.gedenkstaette-hadersdorf.at

26.03.2009:

Über info@gedenkstaette-hadersdorf.at