Arabischer Raum bietet Bauingenieuren neue Chancen

Die Expansion ins arabische Ausland kann für deutsche Ingenieurbüros lohnend sein, ist aber zugleich eine Herausforderung. Wer den Schritt wagt, sollte sich mit der örtlichen Kultur und den Gepflogenheiten auseinandersetzen, den persönlichen Kontakt vor Ort suchen, Startkapital mitbringen und einen langen Atem haben. Das ist das Fazit einer Fachtagung, zur der die Bayerische Ingenieurekammer-Bau und die Bayerische Architektenkammer gemeinsam eingeladen hatten.

Mehrere Ingenieure und Architekten berichteten den rund 80 Gästen von ihren Erfahrungen. Vertreter der Industrie- und Handelskammer, der LfA Förderbank Bayern und der AIA AG gaben Interessierten wertvolle Tipps. „Der arabische Raum bietet unglaubliche Chancen für uns Ingenieure und Architekten“, sagte Kammerpräsident Dr.-Ing. Heinrich Schroeter: „Ich hoffe, dass der ein oder andere Teilnehmer den arabischen Raum für sich entdeckt.“

Immer schön mit den Füßen auf dem Boden bleiben

Deutschland sei zwar Weltmeister beim Export von Produkten. Was Dienstleistungen anbelangt gebe es aber noch zahlreiche Möglichkeiten, berichtete Ministerialrat Georg Reichl vom bayerischen Wirtschaftsministerium. Über die interkulturelle Kommunikation und mögliche Fettnäpfchen sprach Diplom-Ingenieur Azez Yachoua. In arabischen Ländern sollte man die Füße unter Kontrolle haben, denn: „Ihre Fußsohle darf nie in Richtung einer Person zeigen“, war einer der Ratschläge Yachouos. Das werde als grobe Beleidigung empfunden.

In der ersten Diskussionsrunde gaben dann Architekten und Ingenieure ihre Praxiserfahrungen, die sie bei Projekten im südlichen Mittelmeerraum gesammelt haben, weiter. Teilnehmer waren Dr.-Ing. Dirk Jankowski von AJG Ingenieure, Dipl.-Ing. Frank Jaburg (DYWIDAG International GmbH), Robert Kiefer (Krebs und Kiefer Beratende Ingenieure im Bauwesen), Dipl.-Ing. Architekt Heinz Mornhinweg (KSP Engel und Zimmermann Architekten) und Dipl.-Ing. Jürgen Zschornack (K+P Architekten und Stadtplaner GmbH Koch, Voigt, Zschornack). Moderiert wurde die Runde von Dr. Oliver Herwig.

Wie komme ich zu einem Auftrag? Wie führe ich ihn aus? Und wie komme ich dann an weitere Aufträge? Fachleute berichteten aus ihrem Erfahrungsschatz. Klar wurde: Um im Ausland punkten zu können, werden Referenzen benötigt. Zudem reicht es oft nicht, die preislich und technisch beste Lösung anzubieten. Lobbyarbeit ist ein Muss, mitunter ist auch politische Fürsprache notwendig, um an lukrative Aufträge zu kommen. Weitere Voraussetzung ist eine gut gefüllte Expansionskasse. Die Miete für ein Büro in der Münchner Maximilianstraße sei günstiger als die Miete in einer normalen Gegend in Dubai, berichtete ein Teilnehmer.

Mit den Punkten Rahmenbedingungen, Finanzierung, Förderung und Kooperationen beschäftigte sich die zweite Diskussionsrunde, der Diplom-Kaufmann Alexander Hoeckle von der IHK für München und Oberbayern, Helmut Kling (LfA Förderbank Bayern), Ulrich Langen (AIA AG) und Ministerialrat Georg Reichl angehörten. Interessierte können sich zunächst einmal bei der IHK über Chancen und Risiken des jeweiligen Landes informieren. Ein perfekte Anlaufstelle bei Fragen sind zudem immer die Außenhandelskammern, die in vielen Ländern mindestens ein Büro vor Ort unterhalten.

Interessante Einblicke in ein fremdes Land und gewinnbringende Kontakte kann eine der Delegationsreisen vermitteln, die der Freistaat immer wieder in verschiedene Länder anbietet. Finanzielle Unterstützung und eine Bürgschaft dürfen mittelständische Unternehmen, die den Schritt ins Ausland wagen, von der LfA Förderbank erhoffen. Allerdings: „Auch in Bayern muss ein Arbeitsmarkteffekt da sein“, sagte Helmut Kling. Konkret sollten durch das Auslandsengagement mindestens fünf Arbeitsplätze im Freistaat geschaffen werden. Das Risiko von Auslandsprojekten kann mit einer Versicherung drastisch gesenkt werden. Je nach der Nationalität des Auftraggebers kann unterschiedliches Recht geltend gemacht werden, berichtete Ulrich Langen von der AIA AG.

Ziel der Fachtagung war es, Interessierten, Hilfestellung und Tipps für potenzielle Projekte im Ausland zu geben. Die haben durchaus ihren Reiz: „Dir Planungsprozesse verlaufen im Vergleich zu Deutschland in der Regel schneller und wir können an großen, spektakulären Bauwerken mitarbeiten“, sagte einer der Diskussionsteilnehmer.


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