Betr. Jugendamt in Viersen: 31-jähriger Vater plant eine Sammelklage

In Viersen gibt es die katholische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, die 2006 in ihrem Jahresbericht feststellt: Die Zahl der Beratungsgespräche hat in dieser Stadt gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent zugenommen. Tendenz: weiter steigend.

16. November 2008, ein Vater erscheint auf dem Polizeirevier in der Lindenstraße, der 31-Jährige macht sich Sorgen um seine Tochter, der neue Pflegevater soll grob mit ihr umgesprungen sein. Doch die Beamten erklären sich für nicht zuständig. Eine Polizistin sagt: „Kinder stecken bis zum Hals im Müll. Aber das Jugendamt kümmert sich nicht darum.“

Viersen hat knapp 76 000 Einwohner, es gibt 15 Grund-, drei Haupt-, zwei Real- und eine Gesamtschule, drei Gymnasien, ein Abendgymnasium, sechs Förderschulen, eine Landwirtschaftsschule und ein Berufskolleg. Die Tochter, um die sich der 31-Jährige Sorgen macht, nennen wir Jana. Sie lebt meistens bei der leiblichen Mutter. Die Kleine hat eine Lehrerin, die mit dem Mädchen hin und wieder das Frühstück teilt, damit Jana nicht mit knurrendem Magen am Unterricht teilnimmt.

Der Vater von Jana kennt das Jugendamt. Er sagt: „Die wollen nur ihre Macht ausspielen.“ Mit der leiblichen Mutter teilt sich der 31-Jährige das Sorgerecht. Doch: „Sie hält sich nicht an Vereinbarungen.“ Beschwere er sich darüber beim Jugendamt, heiße es: „Das haben Sie uns doch schon erzählt.“

Jana soll bald vier Geschwister haben, die bringt der neue Freund ihrer Mutter mit. „Dann will sich niemand mehr um mich kümmern, haben sie gesagt“, berichtet die Kleine ihrem Vater und weint. „Außerdem wollen sie noch ein neues Baby machen.“

Jana hat das kleinste Zimmer in der Wohnung. Hinein passen ein Schreibtisch und ein Bett. Ihre Mutter und ihr neuer Freund sitzen meistens nebenan. Vor dem Computer. „Schon als Jana ein Säugling war, habe ich mich um sie gekümmert, die Windeln gewechselt, ihr die Flasche gegeben“, sagt der Vater. Die Sorgen, die er sich macht, werden immer größer.

Deswegen macht er sich jetzt auf die Suche nach Verbündeten, die ebenfalls schlechte Erfahrungen mit dem Jugendamt von Viersen gemacht haben. Für möglich hält er: „Wir könnten eine Sammelklage einreichen.“

Der Bürgermeister von Viersen heißt Günter Thönnessen und leitet seit Oktober 2004 die Geschicke der Stadt, die derart unter Finanznot leidet, dass sie die Jugendeinrichtung „Insel“ nicht mehr bezahlen kann. Die übernimmt im Frühjahr 2008 eine private Organisation. Deren Ruf hat in jüngster Zeit ein wenig gelitten. Fragt man Günter Thönnessen nach den Gründen, erntet man: Schweigen.

Dazu passt der Eindruck des 31-Jährigen: „Man läuft hier gegen eine Wand.“

Ein Beitrag für http://kinderunwohl.blogspot.com


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