Bund der Steuerzahler rät das Draisinen Projekt in Hessen abzublasen

Das Aktionsbündnis Überwaldbahn fordert einen sofortigen Stopp des geplanten Draisinenprojekts auf der stillgelegten Trasse der Überwaldbahn. „Da die Wirtschaftlichkeit der Draisine schon vor ihrer Umsetzung im aktuellen Schwarzbuch der Steuerzahler kritisiert wird, sei es nun an der Zeit das Draisinenprojekt endgültig zu beerdigen und im Gegenzug ein bürgernahes Konzept für eine Wiederinbetriebnahme der Überwaldbahn im Personenverkehr (SPNV) zu erarbeiten“, erklärt die Sprecherin des Bündnisses Barbara Chaluppa.

Der Kreis Bergstraße möchte gemeinsam mit seinen Kommunen Abtsteinach, Mörlenbach und Waldmichelbach eine über 100 Jahre alte Bahnstrecke reaktivieren, auf der vor 15 Jahren der letzte Schienenbus gefahren sei, führt der Bund der Steuerzahler in seinem Schwarzbuch auf.

Da der Landkreis und die Kommunen die Kosten der Draisinenbahn für knapp 6 Mio nicht alleine hätten schultern können, seien inzwischen Zuschüsse aus europäischen Regionalfördermitteln (2,6 Millionen Euro) und vom Landesamt für Denkmalpflege (250 000 Euro) zugesagt worden. Die Bewilligung dieser Fördermittel sei genauso fragwürdig wie die Mittelfreigabe des Kreises und der drei Gemeinden, die zudem auch noch die jährlichen Kosten von rund 120.000 Euro zu verkraften hätten, schreibt der Verein weiter.

Die erwarteten Pachteinnahmen von 45.000 Euro deckten nicht einmal die Hälfte der Folgekosten. Auch die berechneten Besucherzahlen gäben zu denken, heißt es in dem Artikel. Die Verwaltung erwarte optimistisch rund 16.000 Besucher im Jahr, was der Spitzenauslastung der einzigen vergleichbaren mit Steigungen versehenen Draisinenstrecke in Rinteln entsprechen würde. Landrat Matthias Wilkes habe in den Wochen vor der Entscheidung die Zahlen aber steil nach oben korrigiert. Anfang März 2008 habe er noch von 10.000 Besuchern gesprochen, im Juni seien 40.000 Besucher genannt worden.

Doch selbst wenn an allen vorgesehenen 185 Betriebstagen im Jahr alle 40 geplanten Draisinen mit jeweils vier Menschen voll besetzt wären, könne man diese Zahl nicht erreichen, stellt der Bund der Steuerzahler fest. Größere Draisinen könnten zudem wegen des rekordverdächtigen Anstiegs von 140 Metern auf 4 Kilometern nicht genutzt werden.

Auch das Argument der Vorfinanzierung für eine Regionalverkehrsstrecke ziehe wegen der Bindungsfrist der Fördermittel von 15 Jahren und wegen des zusätzlich noch anfallenden erheblichen Sanierungsaufwands für die schweren Züge nicht. Vor diesem Hintergrund sei eine Investition aus öffentlichen Mitteln in Höhe von 6 Mio. Euro nicht gerechtfertigt. „Die Verantwortlichen täten gut daran, das Projekt abzublasen“, ruft der Bund der Steuerzahler abschließend auf.


Über Alexander Reitz