Wilhelmshavener Bismarckplatz: Geht es noch hässlicher?

Marcel Reich-Ranicki hat sich als Literaturkritiker über das deutsche Fernsehprogramm in Rage geredet, den Deutschen Fernsehpreis wollte er irgend jemandem vor die Füße werfen. In Wilhelmshaven kann man froh darüber sein, dass dieser 88-Jährige nicht Stadtplaner geworden ist. Nach einem Bummel über den Bismarckplatz würde er wohl durch den Kurpark zum Rathaus eilen und dort lauthals rufen: „Herr Oberbürgermeister, kommen Sie sofort raus.“ Allerdings: Der Rathausplatz ist auch nicht viel schöner.

Schandflecken gibt es in vielen Städten, aber dieser Platz in Wilhelmshavener City-Nähe, der von Bussen angesteuert wird, übertrifft alles, was die Augen schmerzen lassen kann. Für Gärtner besteht Herzinfarkt-Gefahr beim Anblick der kümmerlichen Gewächse. Brunnenliebhabern schießen die Tränen in die Augen bei der Betrachtung der beiden Seehunde, die aus dieser unwirklichen Umgebung fliehen würden, wenn sie so lebendig wären wie dieser Platz tot ist, Wanderer, die ein Picknick machen wollen, vergingen angesichts der Sitzgruppe Hunger und Durst. Der Bismarckplatz in Wilhelmshaven ist schon kein Schandfleck mehr, er ist eine Schande.

Gibt es eigentlich einen Weitgereisten, der irgendwo etwas Hässlicheres gesehen hat? Gibt es irgendwo in Deutschland einen Platz, der auch nur annähernd so schlimm aussieht? Kennt jemand eine deutsche Stadt, die sich in City-Nähe eine derartige Visitenkarte leistet, auf der nur stehen kann: „Beine in die Hand nehmen. Weg hier!“?

Schreiten wir also zum Test: Fotos vom Wilhelmshavener Bismarckplatz auf www.zweisechsdreiachtvier.de betrachten und Meldung machen über Plätze in Deutschland, die auf ähnliche Weise verkommen. Denn wenn Stadtmütter und Stadtväter öffentliches Gut verrotten lassen, muss man ihnen das unter die Nase halten.


Über Heinz-Peter Tjaden