Mecklenburg-Vorpommern will Position im barrierefreien Tourismus ausbauen

40 Unternehmen aus dem Land mit neuem Qualitätssiegel ausgezeichnet

Mecklenburg-Vorpommern will seine Position im barrierefreien Tourismus ausbauen. Heute wurden in Rostock die ersten 40 Unternehmen mit dem neuen Qualitätssiegel "Barrierefreier Tourismus" des Landestourismusverbandes ausgezeichnet, das drei Jahre gültig ist. "Wer das Siegel trägt, verspricht eine grundsätzliche Eignung seines Hauses für mobilitäts- und sinnesbehinderte Menschen", erklärte Verbandspräsident Mathias Löttge. Unter den Ausgezeichneten finden sich Hotels, Familienferienstätten, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. Die Unternehmen haben sich nach Schulungen für die Unternehmensspitze sowie die Service-Mitarbeiter auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen eingestellt und dies anschließend überprüfen lassen.

Inhaltlich geht es beim neuen Qualitätsmanagement um die richtige Ansprache, um Angebote und um Marketing im barrierefreien Tourismus sowie um technische Standards wie ausreichende Türbreiten, ertastbare Zimmernummern, audiovisuelle Alarmsignale oder erreichbare Bad-Armaturen. Fachlicher Partner der Initiative ist der Verein "Ohne Barrieren", dessen Vorsitzender Ralf Grabow an der Auszeichnungsveranstaltung teilnahm; die Schulungen laufen unter der Ägide des Rostocker Aus- und Fortbildungszentrums Schifffahrt und Hafen.

In Deutschland leben laut aktueller Statistik 8,9 Millionen Menschen mit Behinderungen. Eine steigende Anzahl - fast 60 Prozent - von diesen Menschen reist. In die Zielgruppe für barrierefreie Angebote zählen neben Menschen mit Behinderungen aber auch Ältere, Reisende mit schwerem Gepäck, werdende Mütter oder Familien mit Kleinkindern, sodass die Zahl der Mobilitäts- und Aktivitätseingeschränkten in Deutschland rund 20 Millionen beträgt. "Sie alle können von der barrierefreien Ausrichtung von touristischen Unternehmen profitieren", sagte Mathias Löttge. Er bezeichnete barrierefreien Tourismus als ein großes Thema der Zukunft. Es gäbe, so Löttge, schließlich nur noch wenige touristische Zielgruppen, die wachsen.

Laut der Anfang September 2008 veröffentlichten Studie des Bundeswirtschaftsministeriums "Barrierefreier Tourismus für alle in Deutschland" mangelt es deutschlandweit an einer flächendeckenden strategischen Planung bei der Angebotsgestaltung und beim Vertrieb von barrierefreien Produkten. "Es fehlt an vernetzten Angeboten, die von der Information über die Buchung und die An- und Abreise bis hin zu Freizeitaktivitäten reichen", ergänzte Mathias Löttge. Gleichwohl könne Mecklenburg-Vorpommern in einigen Bereichen gute barrierefreie Angebote vorweisen. So seien beispielsweise etwa 1.600 Betten im Land für Rollstuhlfahrer ohne weiteres nutzbar. Fast alle Natur- und Nationalparkinformationszentren des Landes sind barrierefrei. Etwa 60 Prozent der Tourismus- oder Stadtinformationsbüros sind für Mobilitätsbehinderte zugänglich, ebenso zwei von drei der Kirchen im Land sowie 31 von 190 Museen. Überdies können neun der etwa 50 Ausflugsschifffahrtslinien von Rollstuhlfahrern genutzt werden. Mecklenburg-Vorpommern ist Angaben der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen zufolge derzeit das viertbeliebteste Bundesland für mobilitätseingeschränkte Menschen; 6,4 % der entsprechenden Reisen führen in den Nordosten, davor liegen Bayern (9,0%), Schleswig-Holstein (7,8) und Niedersachsen (6,5).

Um in den kommenden Jahren ein wettbewerbsfähiges Profil für barrierefreien Tourismus aufzubauen, strebt es der Tourismusverband an, in einer zweiten Zertifizierungsrunde erneut 40 Unternehmen auszuzeichnen. Die das Gütesiegel tragenden Einrichtungen sollen sich in einem 2009 erstmals erscheinenden Landeskatalog für barrierefreies Reisen wiederfinden. Darüber hinaus wird das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern im kommenden Jahr erstmals auf der internationalen Fachmesse für Menschen mit Behinderungen, der "Rehacare" in Düsseldorf, vertreten sein. Mathias Löttge sprach sich im Rahmen der Verleihung der Qualitätssiegel zudem dafür aus, alle neuen geförderten touristischen Objekte barrierefrei zu bauen.

Die Liste der zertifizierten Unternehmen finden Sie unter www.urlaubsnachrichten.de