Pavel Vitalis: Eine Neuauflage des Alten Testaments aus dem Vatikan?

Nun hat der Vatikan „Die Zehn Gebote“ für Autofahrer veröffentlicht und möchte damit zur Regelung des Straßenverkehrs einen eigenen Beitrag leisten (vgl. hierzu Spiegel online, 19.06.2007). Ist das Religions-Marketing? Oder steckt etwas anderes dahinter? Schließlich hat man sich im Vatikan bisher mehr um die Regelung eines anderen Verkehrs, nämlich des Geschlechtverkehrs, gekümmert.

Die Grundlage der christlichen Religion ist die Heilige Schrift, die Bibel. Sie besteht aus dem Alten und dem Neuen Testament. Um eine angemessene Interpretation der Zusammenhänge der beiden Schriften gab es in der Theologie häufig Diskussionen.
Die ursprünglichen Zehn Gebote finden wir im Alten Testament. Es war der Prophet Moses, der auf dem Berg Sinai die beiden steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten direkt von Gott erhalten hatte (Exod. 31, 18).
Es wird so lange ein Geheimnis bleiben, warum Gott seinen Sohn auf die Welt geschickt hat, bis man versteht, welche verwandelte Haltung im Neuen Testament dem Gesetz entgegengebracht werden soll.
Was verlangt diese „neue Seelenhaltung“? Das Gesetz soll nicht aufgelöst, sondern erfüllt werden (Mat. 5, 17). Diese Erfüllung muss sich jedoch im Sinne der Ganzheit und nicht nur im Sinne von von Außen aufgetragenen einzelnen Regelungen vollziehen. Barmherzigkeit (Mat. 12, 7) und Nächstenliebe spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Eine solche Seelenhaltung bedarf der individuellen Entscheidung, einer situativen Sinnfindung zwischen Einheit und Differenz (Pal Dragos). Dies kann nur mit Hilfe der Gabe des Heiligen Geistes geschehen. Nach zweitausend Jahren stehen wir vor einer grundsätzlichen Wende des Christentums, die Bedeutung des Heiligen Geistes muss neu erkannt werden. Ein Dialog nicht nur mit den fremden Religionen, sondern auch mit den eigenen Gläubigen ist notwendig. Dies ist die Voraussetzung zum Verständnis einer Metamorphose in der Beziehung der beiden Testamente der Bibel.
Heute noch „weitere“ Zehn Gebote, wie zum Beispiel für Autofahrer, zu erfinden, kann aus dieser Sicht nur als ein schlechter Marketing-Gag betrachtet werden.
Die individuelle Verantwortung lässt sich nicht mehr im Zeichen einer kollektiven Strategie (im Sinne von: der Heilige Vater sagt, wo es lang geht, und wir marschieren dann dort hinterher) erreichen. Die katholische Kirche muss ihr Gesicht verwandeln, wenn sie es nicht vor den Gläubigen verlieren will.

Pavel Vitalis ist Mitarbeiter der Wachstumstrend Forschungsinstitut und Verlags-GmbH.
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24.07.2007:

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