Sieben Empfehlungen für ein erfolgreiches IPO

In den letzten Jahren hat sich der deutsche Aktienmarkt wieder aufnahmefähig für Börsengänge gezeigt. So hat es im abgelaufenen Jahr 2006 78 echte IPOs sowie 110 Notierungsaufnahmen gegeben, so viele wie seit dem Boomjahr 2000 nicht mehr. Sehr oft waren es relativ große Unternehmen, aber – dank der Einführung des Entry Standards vor einem Jahr – auch eine große Anzahl von kleineren Börsengängen (59). Jedoch ist noch nicht von einem Boom zu reden, da die Kursentwicklung der neu notierten Gesellschaften nicht immer erfolgreich verlief. Mitentscheidend dafür sind auch Mängel bei der IPO-Kommunikation, die eigentlich nicht sein müssten. Aus diesem Grunde sind hier sieben Erfolgsfaktoren für eine gelungene Börseneinführung:

1) Aktienplatzierung sowohl bei institutionellen -, als auch bei privaten Investoren. Natürlich ist die Platzierung nur bei professionellen Fondsmanagern einfacher, da das Konsortium nur relativ wenige Kunden ansprechen muss. Aber, was passiert, wenn sich nach dem IPO einer dieser ‚langfristigen’ Groß-Investoren von seinem Aktienpaket trennen will? Dann treffen diese Aktien auf einen Sekun-därmarkt, der nicht liquide ist, da die täglichen Börsenumsätze fehlen. Somit drückt der Verkauf den Kurs zum Schaden aller: Unternehmen, Konsortium und Aktionäre. Ein gesunder Mix zwischen institu-tionellen und privaten Investoren kann hier Abhilfe schaffen.

2) Gleiche Informationsverbreitung. Privatanleger haben als einzige Informationsquelle nur den Wert-papierprospekt und eventuelle Zeitungsartikel. Institutionelle Investoren werden noch mit zusätzlichen Informationen (Analystenstudie, Roadshow, persönliche Kontakte) versorgt. Dies entspricht nicht den Grundsätzen der ‚Fair Disclosure’ und der IPO-Norm der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. und grenzt den Privatanleger ganz klar aus.

3) Finanzpressearbeit zum IPO nicht als last-minute-Aktion. Wünschenswert wäre ein kontinuierli-cher Aufbau der Finanz-PR, so dass die Journalisten dank eines Vorlaufs von mindestens einem hal-ben Jahr das Unternehmen und das Management kennen und einschätzen lernen. Damit wird der Markt systematisch auf das IPO vorbereitet. Heute ist es aber Usus, dass ein Unternehmen in einem Interview sein mögliches IPO andeutet und eine Woche später schon die Einladung für die IPO-Pressekonferenz versendet. Damit werden große Chancen verspielt: Denn Journalisten sind wichtige Mittler zwischen den Unternehmen und dem gesamten Kapitalmarkt – also privaten – und institutionel-len Investoren. Gleichzeitig ist eine gute Pressearbeit und –resonanz die billigste Werbung für das IPO-Unternehmen und seine Aktien.

4) Präsentation und Equity Story optimiert auf den Kapitalmarkt. Natürlich helfen die Konsortial-gruppen den IPO-Kandidaten bei der Erstellung der Präsentation sowie der Equity Story. Aber die Präsentationen sind im Allgemeinen immer nach der gleichen Struktur aufgebaut, was extrem lang-weilig ist. Wichtiger sind gerade die Punkte, die ein Unternehmen unverwechselbar und damit auch er-folgreicher machen. Ein Peer-Group-Vergleich, eine Marktanalyse sowie eine richtige Positionierung – durchgeführt von unabhängiger und Kapitalmarkt erfahrener Seite – bringen sehr oft zusätzliche An-satzpunkte, um die Equity Story sowie die Präsentation noch besser auf den Kapitalmarkt abzustim-men. Nicht vernachlässigt werden darf auch ein Bezug zum ganz aktuellen Kapitalmarkttrend zum Zeitpunkt des IPOs.

5) Keine Zurückhaltung bei Prognosen. Als ‚Schutz’ vor möglichen Haftungsansprüchen werden heute keinerlei Prognosen mehr von Seiten des Managements veröffentlicht. Aber wer investiert schon in ei-ne ‚Black Box’, ohne zu wissen, welche Wachstums- und Gewinnziele ein Unternehmen mittelfristig anstrebt? Selbst das Bundesaufsichtsamt BaFin verbietet keine Prognosen; es sollten aber die An-nahmen überprüfbar und mit veröffentlicht werden. Nur auf Basis fundierter Prognosen lassen sich auch wirklich langfristige Investoren gewinnen.

6) An Investor Relations schon beim IPO denken. Ist dann das IPO-Unternehmen erst einmal an der Börse notiert, ist es im Allgemeinen auf sich allein im Kapitalmarkt gestellt. Es besteht die Gefahr ei-nes Informations- und Kontaktlochs. Das Unternehmen hat natürlich nicht alle möglichen Investoren und Analysten bei der Roadshow getroffen, so dass es ratsam ist, nun diese gezielt anzusprechen, um den Aktienkurs positiv und nachhaltig zu beeinflussen. Um ein aktives Investor Relations zu betreiben, muss nicht unbedingt ein interner IR-Beauftragter installiert werden. Sogar SDAX-Unternehmen sourcen ihr IR aus und fahren damit billiger und effizienter, da sie dann immer auf dem neuesten Stand sind, was Markttrends, Ansprechpartner und rechtliche Veränderungen usw. betrifft.

7) Zusammenarbeit mit erfahrenem IR-Berater. Unternehmen, die neu an die Börse gehen, haben im Allgemeinen noch sehr wenige Erfahrungen mit dem Aktienmarkt. Sie sind auf ihr operatives Geschäft konzentriert und kennen nicht die Anforderungen und die Fallen des Kapitalmarkts. Plötzlich steht das Unternehmen viel mehr in der Öffentlichkeit und jede Äußerung kann den Aktienkurs beeinflussen. In dieser heiklen Situation ist die richtige Auswahl des IR-Beraters von immenser Wichtigkeit. Es ist nicht so entscheidend, wer schöne Anzeigen entwirft, viele Geschäftsberichte druckt oder wer passiv Pres-semitteilungen veröffentlicht. Richtig ist ein IR-Partner, wenn er den Kapitalmarkt kennt, Analysen und Bewertungen versteht, etablierte Kontakte zu Analysten, Journalisten und Fondsmanagern hat und das Unternehmen aktiv, transparent und fundamental im Kapitalmarkt positioniert.

Investor Relations sollte also so früh wie möglich angefangen werden, um zum IPO einen professionellen Auf-tritt vorzubereiten (man hat nur einmal eine erste Chance). Danach gilt es, ein aktives IR zu leben, da sich ein Unternehmen laufend verändert und dies dann auch erfolgreich im Kapitalmarkt platziert werden sollte. Somit erzielt man stets eine faire Bewertung und erleichtert zukünftige Kapitalmarktpläne. Zusätzlich steigt das Image des Unternehmens, was sich auch auf das operative Geschäft positiv auswirken kann, wodurch sich die Ausgaben für Investor Relations quasi von selbst finanzieren.

IR Consult Alexander Vollet, www.ir-consult.de

13.04.2007:

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