Pal Dragos: Werden die Ärzte in Deutschland restlos ausgeplündert?

Die Gesundheitspolitik der letzten Zeit führt unweigerlich zu der größten Zerstörung der Ressourcen im Gesundheitswesen seit dem Beginn der Nachkriegszeit. Ungefähr 30 Prozent der Praxen sind von der Schließung bedroht. Sind die Ärzte schuld oder steckt irgendetwas Geheimnisvolles dahinter?

Die Begründung der gesundheitspolitischen Maßnahmen ist einfach: Einem Nackten kann man nicht in die Tasche greifen. Das zur Verfügung stehende Geld ist limitiert. Was sollte daran geheimnisvoll sein?

Das Geheimnisvolle, was sich hinter dem Rücken der Ärzte abspielt, ist eine kaum reflektierte Umwälzung innerhalb der ganzen Gesellschaft. Seit den siebziger Jahren, dem Beginn der „vaterlosen Gesellschaft“, ist der „soziale Kitt“ unter den einzelnen Menschen allmählich verschwunden. Der Einzelne ist nicht mehr von einer Strategie des Konsenses getragen, die Zeiten des Fordismus sind vorbei. Die Lebenspraxis des Einzelnen verfolgt individuelle Wege, Solidarität ist eine Worthülse geworden.

Diese gesellschaftlichen Veränderungen haben den Boden einer ausschließlich auf die Symptome gerichteten Schulmedizin entzogen. Bei der heutigen Lebensführung der meisten Patienten ist die ausschließliche naturwissenschaftliche Strategie der Schulmedizin vollkommen ungeeignet. Die beseitigten Symptome bringen immer neue Symptome hervor. Es stellt sich eine suchtartige Tendenz innerhalb der Versorgung ein. Hätten die Mediziner und andere Wissenschaftler sich selbst und die Patienten darüber nicht längst schon aufklären müssen? Das Geheimnisvolle besteht in dieser Wissenslücke, denn eine Aufklärung und Diskussion fand bisher nicht in notwendigem Maße statt.
Aber eine körperfeindliche, individuelle Lebensweise auf Kosten der Allgemeinheit kann auf Dauer nicht aufgehen.
Die Plünderung der Ressourcen des eigenen Körpers führt zu einer Plünderung der Kasse der Solidarität. Die Ärzte haben diese Zerstörung und Selbstzerstörung bedient (Ausnahmen bestätigen die Regel). Der Körper leistet zwar Widerstand gegenüber der Symptomunterdrückung, aber die Technik wird immer raffinierter und es gelingt, damit zumindest vorübergehend den Schein einer Besserung zu erreichen. Jedoch endet dies, wie jede Sucht, jetzt im Frust.

Es ist an der Zeit, die Patienten aufzuklären, dass Krankheit nicht nur Schicksal ist, sondern in einem engen Zusammenhang mit der Lebensführung und auch mit der Therapie stehen kann. Nicht nur Politiker und Ärzte müssen die Verantwortung für die Gesundheit des Einzelnen mitragen, sondern in erster Linie das Individuum selbst.
Die Zeiten à la „Papa tu doch was!“ sind vorbei. Den Erwachsenen ist es nicht mehr erlaubt, das Kind zu spielen. Die Simulation einer kindlichen Gesellschaft zahlt sich nicht mehr aus.

Zu den gesellschaftlichen Veränderungen siehe auch:
Dr. Dr. Pal Dragos: Die Struktur des globalen Kapitalismus, Bd.1 und 2, 2006, BoD, Norderstedt

Weitere Informationen und Leseproben:
www.pal-dragos.de

03.04.2007:

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